Schrift

Schrift
schreiben:
Das westgerm. starke Verb mhd. schrīben, ahd. scrīban, niederl. schrijven, aengl. scrīfan »vorschreiben, anordnen« ist wie die Lehnwörter »Brief« und »Tinte« (s. d.) mit der römischen Schreibkunst aus dem Lat. entlehnt worden. Es beruht auf lat. scribere »schreiben« ( Manuskript, subskribieren), das eigentlich »mit dem Griffel eingraben, einzeichnen« bedeutet und zu der unter 1 scheren »schneiden« dargestellten idg. Sippe gehört. Die gleiche Grundbedeutung »ritzen« zeigt auch aengl. wrītan, engl. to write »schreiben« (eigentlich »Runen ritzen«, reißen), das im Englischen auf die neue Schreibkunst übertragen wurde. – Abl.: Schreiben »Schriftstück, Brief« (16. Jh.), dazu das junge Anschreiben »Begleitbrief«; Schreiber (mhd. schrībæ̅re, ahd. scrībāri; im Mittelalter Bezeichnung höherer Beamter, z. B. der Kanzler und Notare, später der niederen Kanzlisten); Schrift (s. d.). Zus.: abschreiben (mhd. abeschrīben »abschreiben, kopieren«; auf der Bedeutung »in einer Liste löschen« beruht die Wendung »jemanden abschreiben« für »nicht mehr mit ihm rechnen«; zur Grundbedeutung »kopieren« gehört Abschrift ‹15. Jh.›); anschreiben (mhd. aneschrīben für »aufschreiben«, jünger ist »jemanden anschreiben« für »sich schriftlich an jemanden wenden«); aufschreiben »auf etwas schreiben, notieren« (19. Jh.), dazu Aufschrift; ausschreiben (spätmhd. ūz̧schrīben; nhd. z. B. vom Bekanntmachen offener Stellen oder zu vergebender Arbeiten); einschreiben »in eine Liste eintragen« (mhd. īnschrīben; postamtlich seit 1875 für »rekommandieren«, dazu ebenfalls seit 1875 Einschreib‹e›brief), dazu Einschreiben »eingeschriebener Brief« (20. Jh.); vorschreiben (mhd. vorschrīben; frühnhd. »als Muster hinschreiben«, später für »befehlen, bestimmen«), dazu Vorschrift (17. Jh.); zuschreiben (mhd. zuoschrīben für »schriftlich zusichern, melden«, ahd. zuoscrīban »hinzu-, zusammenfügen; be-, vermerken«; nhd. für »zurechnen, in Verbindung bringen«, von Eigenschaften, anonymen Schriften usw.), dazu Zuschrift »Brief« (18. Jh., älter für »Widmung«).
Präfixbildungen: beschreiben (mhd. beschrīben »aufzeichnen; darstellen, schildern«, im 16. Jh. mathematisches Fachwort für »konstruieren«, daher noch übertragen »einen Kreis beschreiben«), dazu Beschreibung »Schilderung« (mhd. beschrībunge; wie das Verb meist ohne die Vorstellung des Schreibens gebraucht); verschreiben (mhd. verschrīben »aufschreiben, schriftlich festsetzen, zuweisen, vermachen«, seit dem 17. Jh. besonders von Arzneien; reflexiv »sich verpflichten«; in der Bedeutung »falsch schreiben« erst nhd.).
Schrift:
Die Substantivbildung zu dem unter schreiben behandelten Lehnwort (mhd. schrift, ahd. scrift »Geschriebenes, Schriftwerk; Schreibkunst«) ist wie »Trift, Gift, Kluft« gebildet, steht aber auch unter dem Einfluss von gleichbed. lat. scriptum.Abl.: schriftlich »in geschriebener Form« (mhd. schriftlich); Schrifttum »Gesamtheit der veröffentlichten Schriften« (im 19. Jh. für »Literatur, Buchwesen«). Zus.: Schriftgießer (16. Jh.); Schriftsetzer (17. Jh.; s. setzen); Schriftsprache (Ende des 18. Jh.s für die Hochsprache im Gegensatz zu den Mundarten geprägt); Schriftsteller (im 17. Jh. zusammengebildet aus Wendungen wie »‹in› eine Schrift stellen« für »verfassen«; seitdem Ersatz für die Fremdwörter »Autor« und »Skribent« und Berufsbezeichnung).

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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